Wir sitzen hier in MBalling auf der Dachterrasse unseres Hauses. Ober uns funkeln die Sterne in voller Pracht. In nächster Nähe ertönen über Lautsprecher die Gebete eines „Muezzins“. Der Wind weht angenehm kühl, nach einem weiteren heißen Tag eine wahre Wohltat, während die Grillen uns eine sanfte Musik darbieten. In dieser idyllischen Situation, die sich wie nach einem erholsamen Urlaub anhört, werden familiäre Schicksalsschläge besprochen. Menschen, die in absoluter Armut leben und sich hilfesuchend an die Leprahilfe Senegal wenden. Doch die finanziellen Mittel sind begrenzt und es kann bei weitem nicht jedes Leid gelindert werden. Jeder Einzelfall stellt eine Herausforderungen dar und drückt auf das Gemüt. Dies ist der Alltag hier in MBalling.
Die Ankunft in MBalling war mitten in der Nacht und nach wenigen Stunden Schlaf bekamen wir bereits eine kleine Führung durchs Dorf. Gleich zu Beginn lernten wir NDeye kennen, die Big Mama des Dorfes. Zu ihr kommen die Menschen mit ihren Problemen und erzählen von ihrem Leid. Für uns ist NDeye eine große Hilfe, da sie immer ein offenes Ohr hat und über die aktuellen Probleme im Dorf Bescheid weiß.
Während unserer Führung durch MBalling wurden wir von allen Seiten sehr herzlich begrüßt. Es wurden sehr viele Hände geschüttelt, viele fragten neugierig nach unseren Namen und viele Kids riefen uns „Toupab“ nach und versuchten uns zu berühren („Toubab“ ist das Wort für uns Weiße). Die Befürchtungen wegen der Sprachprobleme haben sich leider sehr schnell bewahrheitet. Hier in MBalling wird „Wolof“ gesprochen und in der Schule lernen die Kids Französisch. Ich hatte nie Französisch in der Schule und die paar gelernten Sätze bringen mich hier nicht sehr weit. Von allen Seiten begrüßten uns die Menschen und wollten mit uns plaudern. Günter musste uns alles übersetzen, damit wir die Anliegen der Leute verstehen konnten. Doch dazu später mehr.
Am Nachmittag fuhren wir in die Nachbarstadt MBour, um ein paar Besorgungen zu machen. Die Autos hier in Senegal würden bei uns in Österreich direkt auf dem Schrottplatz landen. Aber meistens sind die Leute hier sowieso mit einem Eselfuhrwerk unterwegs, da sich kaum jemand ein Auto leisten kann.
Auf dem nahegelegenen Markt staunten wir nicht schlecht, was dort alles verkauft wird. Ein großes Problem liegt hier in der mangelnden bis nicht vorhandenen Kühlkette der Lebensmittel. Tagsüber hat es sicher 30° C und mehr. Selbst in den kleinen Shops in denen Grundnahrungsmittel erworben werden können, herrscht eine enorme Hitze. Das Fotografieren am Markt war sehr schwer, da wir von den Verkäufern mit Adleraugen beobachtet wurden und sie uns natürlich etwas verkaufen wollten. Es sind uns dennoch ein paar wenige Schnappschüsse gelungen:
Am Abend unseres ersten Tages wurde mir ein großer Wunsch erfüllt. Vor etwa einem Jahr übernahm ich eine Patenschaft für ein kleines Mädel. Seynabou, Awa und Adama sind Drillinge und ganz entzückende kleine Mädels. Ihre Mutter Mame Coumba hat eine wirklich sehr schwere Zeit hinter sich und kämpfte nicht nur um das Leben ihrer Kinder sondern auch um ihr eigenes. Dank der Leprahilfe Senegal konnten die Babys mit einer teuren Spezialnahrung gefüttert werden und auch die Mutter konnte sich sehr langsam von den Strapazen der Geburt und dem Todesfall des vierten Kindes erholen. Bis jetzt kannte ich die Drillinge nur von Fotos und Erzählungen, aber nun durfte ich die Kleinen Live sehen. Natürlich gab es kleine Geschenke, die voller Freude ausgepackt wurden. An dieser Stelle herzlichen Dank an Andrea B. und Monika L. für die mitgegebenen Sachen bzw. Spenden. Mame Coumba strahlte vor Freude über das ganze Gesicht und wollte gleich ein paar Fotos machen lassen. Für mich war es ein sehr schönes und aufregendes Erlebnis, mein Patenkind besuchen zu können 🙂
[wp_geo_map]