Gestern besuchten wir den Kindergarten von MBalling. Dort wurden wir von den aufgeweckten Zwergen sogleich mit einem Ständchen begrüßt. Voller Stolz trugen die Kleinen „Bruder Jakob“ sowohl auf Französisch als auch auf Wolof (regionale Sprache) vor. Von der Wolofversion gibt es sogar ein kurzes Video (dieses folgt, sobald wir wieder eine bessere Internetanbindung haben). Eine Kindergartengruppe besteht aus ungefähr 50 Kindern und die wollen beschäftigt werden. Bei unserem Besuch durften gerade ein paar Kinder in Malbüchern einen Baum ausmalen. In meiner Kindheit war der Tisch mit Buntstiften in allen möglichen Farben bedeckt, während hier im Kindergarten nur ein grüner Buntstift ausgegeben wurde. Obwohl ein Baum ja bekanntlich grün ist, wäre eine größere Farbenvielfalt sicherlich lustiger gewesen. Die kleinen Zwerge waren dennoch emsig bei der Arbeit und gaben ihr Bestes 🙂
Danach durften wir die Grundschule von MBalling besichtigen. Die Grundschule in Senegal ist das Pendant zur Volksschule in Österreich. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass die Grundschule insgesamt sechs Jahre dauert. Nach der Grundschule können die Kids eine Aufnahmeprüfung für das Lycee machen (dies ist quasi das Gymnasium). Besteht ein Kind die Aufnahmeprüfung nicht oder ist bereits über 14 Jahre alt, ist kein Besuch des Lycees möglich. Dann bleibt eigentlich nur noch der Besuch einer Privatschule übrig, den sich hier kaum einer leisten kann. Selbst für eine Lehre muss hier – im Gegensatz zu Österreich – gezahlt werden.
Erschreckend fand ich die Schüleranzahl pro Klasse, welche ungefähr 60 beträgt. Es gibt momentan sogar eine Klasse mit knapp 70 Schülern. Pro Bank quetschen sich bis zu drei Kinder hinein und das ist bei weitem nicht bequem (eine Schulbank ist eigentlich für zwei Schüler ausgelegt, da in der Mitte Eisenstangen zur Verstärkung angebracht sind). Ich bin verwundert wie die Kids täglich bis zu sieben Stunden so sitzen können, von ergonomischen Sitzen ist hier keine Rede. Schulbücher habe ich gar keine gesehen, dafür sehr gut gezeichnete Tiere und Landkarten an den Tafeln (die Schüler der ersten Klasse schreiben überhaupt nur auf Schiefertafeln).
Während in der Grundschule wichtige Fächer wie Französisch, Mathematik und Allgemeinbildung unterrichtet werden, gibt es in der Koranschule nur den Vortrag des Korans. Stundenlang werden hier täglich Auszüge vom Koran gelehrt, welche die Kids wiederholen müssen. Deswegen legt die Leprahilfe Senegal einen großen Wert darauf, dass so viele Kinder wie möglich die Grundschule besuchen.
Im Lycee gibt es mittlerweile 556 Schüler und es herrscht enormer Platzmangel. Ein Zubau von mindestens zwei weiteren Klassen ist dringend erforderlich, um dem steigenden Andrang gerecht zu werden. Aus diesem Grund statteten wir dem Lycee einen Besuch ab und besprachen mögliche weitere Vorgehensweisen. Doch wie überall liegt das Problem in der Finanzierung und unsere Mittel sind begrenzt.
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